Die Teilnehmenden der Radiosiegel-Medienexkursion im Medienzentrum Berlin.
Foto: Sarah Maxen

Radiosiegel 2023 – Medienexkursion Berlin

2 ½ Tage vollgepackt mit Redaktionsbesuchen und -gesprächen, mit Einblicken in die Medienhauptstadt und Ausblicken auf die Zukunft des Journalismus: Das Programm bei der Medienexkursion in Berlin war für die Volontärinnen und Volontäre straff.

Sie kommen aus ganz Deutschland und sie alle haben für ihre Sender das Radiosiegel 2023 gewonnen: Als Belohnung wurden die Volontärinnen und Volontäre jetzt zur Medienexkursion in Berlin eingeladen. Das Radiosiegel zeichnet private Radiostationen für eine fundierte und multimediale Ausbildung aus und fördert damit die Qualität in der Ausbildung und den Nachwuchs.

Wie geht es weiter mit dem Journalismus?

Ob bei Radiostationen, bei der BILD oder auch beim DJV: Ein durchgängiges Thema war Künstliche Intelligenz. Wie beeinflusst KI die Zukunft des Journalismus? Lohnt es sich überhaupt noch journalistisch tätig zu sein oder werden Journalistinnen und Journalisten durch die KI bald überflüssig? Es ging aber auch darum, wo KI unseren Arbeitsalltag erleichtern kann.

Einblicke ins Radio

Der Berliner Radiomarkt gilt als hart umkämpft. Umso spannender war es für die Volontärinnen und Volontäre, einen Einblick ins Medienzentrum Berlin zu bekommen. Dort sitzen die drei Sender Berliner Rundfunk 91,4, 94,3 rs2 und 98,8 KISS FM. Wie sehen die Studios aus, wie arbeiten die Sender zusammen und wie gehen sie auf ihre Zielgruppen ein? All das war Thema bei der Senderbesichtigung und beim anschließenden Gespräch mit Mitarbeitenden aller Sender.

Sonst schieben die Radiosiegel-Volontärinnen und Volontäre die Regler im Studio und müssen sich Moderationstexte skripten, beim Besuch der radioeins Sendung aus dem Bikini Berlin aber konnten sich die Volos bei einem Getränk zurücklehnen und der Live-Sendung zuhören und -schauen. Besonders spannend dabei: Der Moderator Knut Elstermann hat auf Deutsch durch die Sendung geführt, das Interview mit einem Berlinale-Regisseur aus der Ukraine aber war auf Englisch. Knut Elstermann hat parallel für die Zuhörerinnen und Zuhörer übersetzt.

Historischer Tag für BILD-Besuch

Einblicke in den Boulevard-Journalismus sind immer spannend, der Besuch bei der BILD war bei der Radiosiegel-Medienexkursion aber etwas ganz besonders. Stefan Netzeband, der BILD-Audioverantwortliche, führte die Gruppe in leere Redaktionsräume. Nur ein paar abgeräumte Schreibtische und Mülleimer standen dort noch rum. Genau an dem Tag des Besuchs ist die komplette Redaktion in den modernen Springer-Neubau direkt nebenan gezogen. Die Radiosiegel-Volos durften dann auch in diese Räume einen Blick werfen. Dort war wesentlich mehr los. Es wirkte alles noch etwas wuselig, weil sich die neuen Strukturen erst einspielen mussten.

Im Gespräch mit Stefan Netzeband und Timo Lokoschat, stellvertretender Chefredakteur bei der BILD, ging es um Audios und Podcasts, aber auch um Künstliche Intelligenz: An welchen Stellen setzt die BILD bereits auf KI? Bei der Transkription von Interviews etwa kann die KI den Mitarbeitenden nicht nur Arbeit abnehmen, sondern sie auch in wesentlich kürzerer Zeit erledigen. Persönliche Kontakte der Reporterinnen und Reporter für die Informationsgewinnung und Recherche aber kann sie aus Sicht von Lokoschat und Netzeband nicht ersetzen.

Besuch beim DJV

Auch der Deutsche Journalistenverband DJV beschäftigt sich mit dem Thema KI. Es kann eine Chance sein, um Mitarbeitende zu entlasten, meint der Vorsitzende Mika Beuster. Das dürfe aber nicht zum Stellenabbau führen. Die frei gewordenen Ressourcen müssten dann in anderen Bereichen eingesetzt werden, bei denen es bislang oft heißt: „Dafür haben wir keine Zeit!“.

Im Gespräch mit den Volontärinnen und Volontärinnen gab Mika Beuster auch wertvolle Tipps für die Zeit nach dem Volo: Wie verhält es sich mit Arbeitsverträgen? Aber auch: Wie sollte ich mich aufstellen, um für die Zukunft im Journalismus gerüstet zu sein?

Das politische Berlin

Medien und Politik sind in Berlin eng verknüpft. Deswegen besuchten die Radiosiegel-Volontärinnen und Volontäre auch die Bundespressekonferenz. Dort dürfen eigentlich nur Hauptstadtjournalistinnen und -journalisten rein, die über Politik berichten. Die Pressesprecherinnen und -sprecher der einzelnen Ministerien beantworten in der Bundespressekonferenz die Fragen der Journalistinnen und Journalisten: Was möchte die Außenministerin bei ihrer Reise erreichen? Wie ist der aktuelle Stand zu Munitionslieferungen an die Ukraine?

Corinna Buschow ist Chefkorrespondentin beim epd Evangelischer Pressedienst in Berlin. Ehrenamtlich engagiert sie sich als stellvertretende Vorsitzende der Bundespressekonferenz. Wie werden die Pressekonferenzen geplant und wie es ist, durch die Bundespressekonferenz zu führen, das alles hat Corinna Buschow im Gespräche nach der Bundespressekonferenz erklärt.

Die andere Seite, also wie sich die Pressesprecherinnen und -sprecher der Ministerien auf die Fragen in der Bundespressekonferenz vorbereiten, haben die Volos im Bundesarbeitsministerium erlebe n können. Der stellvertretende Pressesprecher Thomas Heim hat Einblicke in seine Arbeit gegeben und beispielsweise erklärt, wie er Bundesarbeitsminister Hubertus Heil auf Fernseh-Interviews vorbereitet. Nadja Jung, Referentin für besondere Fragen der Grundsicherung für Arbeitsuchende, hat außerdem erklärt, was passiert, wenn Journalistinnen und Journalisten Fachfragen an das Ministerium stellen.

Berichten über Parteien und Politik

Aus dem ARD-Hauptstadtstudio berichten TV- und Hörfunk-Korrespondentinnen und -Korrespondenten über die Hauptstadt-Politik. Wie komme ich an den Job? Wie knüpfe ich Kontakte, um an Informationen zu Politikerinnen und Politikern und Parteien zu kommen? Um all das ging es in einem zweistündigen intensiven Gespräch mit Bianca Schwarz. Sie berichtet für den Hessischen Rundfunk aus dem Hauptstadtstudio.

Die Teilnehmenden der Radiosiegel-Medienexkursion vor dem Brandenburger Tor
Die Teilnehmenden der Radiosiegel-Medienexkursion vor dem Brandenburger Tor. Foto: Sarah Maxen

Wie funktioniert Lobbyismus?

Im Regierungsviertel in Berlin haben sich viele Lobby-Akteurinnen und -Akteure angesiedelt, wie etwa Verbandsbüros. Wie nehmen sie Einfluss auf politische Entscheidungen? Welches Ungleichgewicht gibt es zwischen den einzelnen Akteurinnen und Akteuren und worauf sollten wir Journalistinnen und Journalisten bei unserer Berichterstattung achten? Darum ging es bei der Stadtführung mit LobbyControl, einem Verein, der über Machtstrukturen und Einflussstrategien in Deutschland und der EU aufklären will.

Netzwerken, Netzwerken, Netzwerken

Einen großen Schwerpunkt setzte die Medienexkursion aufs Kontakte knüpfen. Die Volontärinnen und Volontäre tauschten sich untereinander, aber auch mit den vielen Gesprächspartnerinnen und -partnern aus. Bei einem gemeinsamen Abendessen haben außerdem Nina Klippel, Projektleiterin im rbb für Distributionsmanagement, rbb-redakteur Mario Köhne und Martin Klostermann, Journalist und Trainer, Einblicke in ihre Arbeit gegeben.

Und so ging es für die Radiosiegel-Volontärinnen und Volontären nach 2 ½ Tagen wieder zurück nach Hause zu ihren Sendern. Im Gepäck: viel Input für die eigene Arbeit und Zukunft, Inspiration und viele neue Kontakte.